Julia von Lucenec
Autor:       Siegfried Wollinger
Ich bin ja jetzt schon 3 Monate bei meiner Familie und mir geht es sehr gut. Ich bin natürlich der Mittelpunkt, so solls ja auch sein. Ich werde verwöhnt, geherzt und geliebt und meinen Schlafplatz im Bett habe ich auch nicht mehr aufgegeben, obwohl ich ja mein Polster neben dem Bett habe. Aber auf den lege ich mich nur, wenn Herrli sich noch nicht schlafen gelegt hat. Dann aber bin ich sofort oben, erwarte mir, dass er mich streichelt und abbusselt. Ich bin ja eine Diva und dementsprechend möchte ich auch behandelt werden. Eine Schönheit bin ich auch und außerdem sehr klug. Meine Trainerin, die Julia, ist ganz überrascht wie gut ich bin. Sie hat zum Herrli gesagt, er bekommt ein Diplom für die gute Arbeit, die er mit mir macht. Hallo…. Das Diplom gehört mir! Ich bin es doch die lernt und die die gestellten Aufgaben perfekt ausführt. Mein Herrl macht nur das, was ihm die Trainerin sagt. Das kann ich ohnehin gleich und ich kapiere das schon voll von Anfang an. Aber gut….. ich bin ja nicht nachtragend. Ich bekomme immer so viele Leckerlis für jede gelungene Aufgabe, da kann man schon darüber hinwegsehen, dass das Lob auch andere einstecken…. Ich weiß ja eh, dass ich die Kluge bin…. Herrli hat gesagt, dass wir eine schlimme Zeit hinter uns haben. Man hat mich sogar deswegen 2x in den Fuß gestochen, aber das war nicht so schlimm. Herrli hat mich dabei immer mit Leckerlis gefüttert und ich hab gar nicht geklagt. Zuerst hat es geheißen, dass ich irgendwelche Würmer im Herzen habe, dann irgendwelche im Bauch. Ich weiß nicht was er meint. Ich habe mich so wohl gefühlt wie immer. Bin lebhaft, spiele gerne mit meinem Ball und mit Herrli (auch wenn der manchmal auweh schreit) aber ich bin halt eine Zigeunerin, habe Temperament und ich erfreue mich meines guten Lebens. Aber er sagt, ich hatte so Parasiten im Bauch, Giardien sollen die heißen, die immer dafür sorgten, dass ich Dünnpfiff hatte. War mir aber wurscht. Brauchte mich wenigsten nicht beim Koten so plagen und es pfluschte einfach raus. Aber er meinte, das war nicht so gut, weil auch andere Hunde das hätten bekommen können. Na und?  Hätten sie sich auch leichter getan beim koten…. Aber Herrli ist glücklich weil diese Zeit vorbei ist und da bin ich es halt auch. Aber diese dummen Einzeller hätten auch meinen Darm schädigen können und das wäre nicht so gut. In ein paar Wochen muss ich schon wieder zu der TÄ. Schon wieder ein Pieks in meinen Fuß damit die mein Blut bekommen, diese Blutsauger... Aber Herrli sagte, es muss sein, wir müssen nochmals kontrollieren. Aber ich fühle mich gesund wie ein junger Wolf. Aber dann ist hoffentlich für viele Jahre ruh und ich sehe die TÄ nicht wieder, obwohl sie sehr nett ist. Na ja, ein paar Dinge müssen wir halt immer wieder machen. Impfen heißt das, entwurmen, usw. aber das ist ja kein Problem. Stellt euch vor, heute waren wir in einem ganz feinen Restaurant, wo sonst nur die Promis hingehen. Mein Herrli sagt zu denen immer Marchfelderhof-Buffet-Termiten, hihi. Das ist ein Lokal, da hängen ganz viele alte Sachen herum. Das wär was für mich. Ich würde die gerne zernagen. Aber die Menschen haben mich so freundlich begrüßt als wäre ich selbst ein Prominenter. Ich habe einen Platz bekommen, Herrli hat ja für mich extra reserviert. Man hat mir gutes Essen serviert und mich behandelt als wäre ich die Quietschie Serata, oder wie die heißt, oder der Lugner. Dabei quietsch ich gar nicht, ich belle nicht einmal. Aber das Essen ist dort sehr gut und auch meinem Herrl hat es sehr gut geschmeckt. Er hat dort seinen 70er mit seiner Familie gefeiert und war danach irgendwie komisch. Er hat so ein gelbes Zeugs getrunken – die Menschen nennen das Bier – und zum Essen noch so einen roten Saft. Na der war aber nachher beinand. Der durfte gar nicht mehr mit dem Auto nach Hause fahren, das musste mein Frauli tun. Gut dass sie keinen roten Saft und gelbes Wasser mit Schaum getrunken hat. Sie hat nur so einen Orangensaft getrunken. Das kenn ich, denn Orangen esse ich auch gerne. Auch von Bananen und Erdbeeren bekomme ich manchmal kleine Stückchen. Aber am liebsten ist mir Fleisch. Das haben die mir serviert. Gut gekocht und nicht stark gewürzt. Ein Kompliment an den Koch für Hundefutter. Hoffentlich geht mein Herrl da bald wieder hin mit mir. Obwohl, ich kann mich ja nicht beschweren. Ich bekomme daheim auch gutes Futter, aber nicht so schön serviert…. Wisst ihr, ich bin halt sehr glücklich mit meiner Familie, habe die schlechte Zeit in der Slowakei schon fast vergessen und freue mich, dass ich auch so ein Migrant bin. Deutsch hab ich schon verstehen gelernt und die Kultur hab ich auch schon angenommen. Die gefällt mir. Immer gutes Essen, warmes Plätzchen, einen Garten, genügend Auslauf und ab und zu treffe ich einen Kumpel von der Slowakei. Da schnuppern wir einander ab, tauschen Erfahrungen und freuen uns, dass wir es gut haben. Was will man mehr…
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